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Montag, 9. Januar 2012

„I don't give a damn 'bout my bad reputation“

... singt Joan Jett in ihrem Punk-/Rock-Klassiker „Bad Reputation“ von 1981 – und das war damals schon clever: Hat man einen vermeintlich schlechten Ruf – bei Jett ging es um ihren als  Mädchen, das  in ledernen Rocker-Klamotten harten Rock'n'Roll spielt und ein lustbetontes Rockn'Roll-Leben lebt und damit nicht ins damalige Klischeebild von Musikindustrie und Gesellschaft passte – dreht frau den Spieß einfach um, und lässt die anderen blöd da stehen: „Mein schlechter Ruf is' mir scheißegal, ich hab' auch keine Angst vor Abweichung, mir geht es gut, wenn ich Spaß habe, und ich muss es niemanden recht machen außer mir“, singt sie, schreit sie, rockt sie, „ruft“ sie (!)

Und siehe da, die textlich durchaus gewagte, musikalisch aber unwiderstehlich abgehende Vertonung der punk-/rockytpischen „ihr könnt mich mal“-Geste verhalf ihr zu einem verdammt guten Ruf – beim Publikum. Die Single „Bad Reputation“ – veröffentlicht
auf ihrem eigenen Label „Blackheart Records“, weil ihr alle großen Label einen Korb gaben – verkaufte sich millionenfach, wurde zum Hit, zu einem Klassiker, zur Grundlage ihrer weiteren Karriere – ihres bis heute anhaltenden Leumunds als lederne, unangepasste, geradlinige Rockerin.

Wie unkaputtbar der Song und die Idee mit dem „schlechten Ruf“ als Punk-Hymne sind, zeigt der Auftritt bei David Letterman im vergangenen November, zusammen mit den formidablen Foo Fighters. Die noch immer wilden und sich gerne als „die Unangepassten mit dem schlechten Ruf“ gebenden großen Jungs scheinen für die 53-jährige Joan geradezu die perfekte Backing Band zu sein (naja, vier Gitarren klingen für diese Kracher-Nummer eben nochmal besser als zwei), das Ganze geht ab wie Jett's Katze.


„Bad Reputation“ von Joan Jett and the Blackhearts
Die Lyrics:
Der Original-Videoclipvon 1981:

5 Kommentare:

  1. Schöner Song, auch wenn fernab jeglicher Realität. Heutzutage kann sich niemand mehr einen schlechten Ruf erlauben, es sei der derjenige ist Punk ist lebt auf der Straße. Das rebellische in diesem Song ist es außerdem, was die Reputation des Künstlers maßgeblich beeinflusst. Soll heißen, der Song lässt ihn cool und weniger dem Mainstream zugewandt wirken.

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  2. Der Meinung bin ich auch, es ist ein Paradoxon wie der Sänger seine Reputation fördert indem er sie angeblich zersingt.

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  3. @C.Matz: „Heutzutage kann sich niemand mehr einen schlechten Ruf erlauben, es sei der derjenige ist Punk ist lebt auf der Straße.“ Wenn das so wäre: Was war denn 1981 so anders, als Joan Jett mit diesem Song den Zeitgeist traf und hunderttausende Käufer fand? Gibt es nicht auch heute genügend Schauspieler oder Popkünstler, die mit einer „Bad Reputation“ gut (am Markt) leben können?

    @HFF „es ist ein Paradoxon wie der Sänger seine Reputation fördert indem er sie angeblich zersingt“. OK, aber ist oder wäre ein Paradox stets als „negativ“ zu beurteilen, im Sinne von Reputationserwerb?

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  4. An H. Steinhau:
    In diesem Fall haben Sie die negative Wertung selber hinein interpretiert. Ich finde dieses Paradoxon vielmehr amüsant.

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  5. Bestes Beispiel ist bzw war doch Sido. Gut, inzwischen ist er "Rehabilitiert" und ein braver Junge geworden, aber zu seinen Anfängen (siehe den "Arschficksong") hatte er nun mal alles andere als einen guten Ruf. Und dennoch wurde er zum erfolgreichsten deutschen Rapper. Oder Tom Cruise, dessen Ruf durch die Scientologygeschichten ziemlich gelitten hat. Ändert aber nichts an seinem schauspierischen Erfolg (die Besucherzahlen sind dadurch bei MI:4 auch nicht zurückgegangen). Oder Charlie Sheen...oder Pete Doherty...oder oder oder! Ich glaub, dass es da mehr als genug aktuelle Beispiele gibt ;) Und ich denke, dass das Paradoxon ganz und gar nicht negativ sein muss. Solang man damit die dicke Kohle scheffelt und es sich gut gehen lassen kann...man braucht halt nur starke Nerven, um die negative Presse auszusitzen ^^

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